Insight ETFs: Replikationsmethoden, Wertpapierleihe, Tracking Error

In diesem Artikel erforschen wir die Welt der Exchange Traded Funds (ETFs), die sich durch ihre Vielfalt und Komplexität auszeichnen. Wir werden uns auf die verschiedenen Replikationsmethoden konzentrieren, die jeweiligen Vor- und Nachteile beleuchten und die Rolle der Wertpapierleihe sowie des Tracking-Errors untersuchen.

Replikationsmethoden von ETFs

synthetische Replikation von ETFs

Synthetische Replikation: Bei dieser Methode bildet der ETF den Index indirekt über ein Tauschgeschäft, bekannt als Total Return Swap, nach. Dabei schließt der ETF einen Vertrag mit einem Finanzinstitut ab, das sich verpflichtet, dem ETF die Indexrendite zu liefern, im Austausch gegen eine Gebühr.

Vorteile von Swap-ETFs: Sie bieten eine kostengünstige Möglichkeit, in Nischenmärkte oder schwierig zugängliche Anlageklassen wie Rohstoffe oder Geldmarkt-Zinssätze zu investieren. Swap-ETFs können manche Märkte kostengünstiger und mit einem kleineren Tracking Error als physische ETFs abbilden.

Kontrahenten-Risiko: Trotz der Vorteile bergen Swap-ETFs ein inhärentes Kontrahenten-Risiko. Dieses Risiko wird durch verschiedene Sicherheitsmaßnahmen wie täglichen Ausgleich der Sicherheiten, Übersicherung oder den Einsatz mehrerer Swap-Kontrahenten minimiert.

Arten von Swap-ETFs: Es gibt zwei Arten: Unfunded Swap und Funded Swap. Bei Unfunded Swaps hält der ETF seine Sicherheiten direkt, während bei Funded Swaps der Swap-Kontrahent die Sicherheiten sammelt und bei einem unabhängigen Treuhänder hinterlegt.

Einsatz von Swap-ETFs: Sie sind besonders nützlich bei breiten oder illiquiden Markt-Indizes, wo physische Replikation schwierig sein kann. Sie ermöglichen auch die Investition in Anlageklassen wie Rohstoffe oder den Geldmarkt, die sonst nicht direkt investierbar wären.

Tracking Error und Kosten: Ein Hauptvorteil der synthetischen Replikation ist die Reduzierung des Tracking Errors. Allerdings sind die Swap-Gebühren nicht in der Gesamtkostenquote (TER) enthalten, was bei der Betrachtung der Kosten eines Swap-ETFs berücksichtigt werden muss.

Vollständige Replikation vs. Representative Sampling von ETFs

Vollständige Replikation:

Bei dieser Methode hält ein ETF alle Bestandteile eines Index in den exakten Proportionen.

Vorteil: Sie bietet eine präzise Nachbildung des Index und minimiert den Tracking-Error.

Nachteil: Kann aufgrund der Anpassungen bei jeder Indexänderung und den damit verbundenen Handelskosten herausfordernd sein.

Representative Sampling:

Hierbei wählt der ETF nur eine Teilmenge der Indexkomponenten aus.

Vorteil: Kann Handelskosten reduzieren und ist bei großen Indizes mit vielen Bestandteilen praktikabler.

Nachteil: Kann zu größeren Tracking-Fehlern führen.

Studie von Dyer und Guest (2022):

Die Studie untersuchte US-basierte physische ETFs und Investmentfonds und fand heraus, dass Fonds, die Representative Sampling verwenden, höhere Umschlagshäufigkeiten und Kosten haben und schlechtere Renditen erzielen als Fonds, die vollständige Replikation anwenden.

Fonds mit vollständiger Replikation übertrafen die Sampling-Fonds um etwa 60 Basispunkte pro Jahr auf Netto-Renditebasis.

Auswirkungen für Investoren:

Diese Ergebnisse sind besonders relevant. Bei kleineren Indizes scheint die vollständige Replikation überlegen zu sein, während bei größeren Indizes mit vielen Bestandteilen das Representative Sampling eine effektive Alternative darstellen kann.

Vermeintliche Kostenvorteile bei unterschiedlichen Replikationsmethoden

Basierend auf Aktien ETFs der Morningstar-Kategorie Aktien Welt Standardwerte haben wir die Kosten von ETFs mit verglichen und kommen zu folgenden Erkenntnissen:

Replikationsmethode: Die ETFs wurden in zwei Gruppen unterteilt: physisch replizierende ETFs und synthetisch replizierende ETFs. Diese Unterscheidung ist wichtig, da sie die Art und Weise beeinflusst, wie die ETFs die Performance ihrer zugrundeliegenden Indizes nachbilden.

Durchschnittliche laufende Kosten:

  • Physisch replizierende ETFs: Der Durchschnitt der laufenden Kosten für physisch replizierende ETFs lag bei 0,20%.
  • Synthetisch replizierende ETFs: Der Durchschnitt der laufenden Kosten für synthetisch replizierende ETFs lag bei 0,31%.
Diese Zahlen zeigen, dass trotz der aufwändigeren Replikationsmethode die physisch replizierenden ETFs im Durchschnitt günstigere laufende Kosten aufweisen als die synthetisch replizierenden ETFs.

Morningstar Kategorie: Alle betrachteten ETFs fallen in die Kategorie “Aktien Welt Standardwerte Blend” von Morningstar. Diese Kategorie umfasst ETFs, die in globale Aktien mit einer Mischung aus Wachstums- und Wertorientierung investieren.

Wertpapierleihe bei ETFs

Grundlagen der Wertpapierleihe:

ETFs verleihen Teile ihres Portfolios an andere Marktteilnehmer, meist gegen eine Gebühr.

Die Sicherheiten, die der ETF für die verliehenen Wertpapiere erhält, liegen in der Regel zwischen 105% und 110% des Wertes der verliehenen Papiere.

Ziele und Vorteile:

Hauptziel ist die Erzielung zusätzlicher Erträge, die zur Gesamtrendite des ETFs beitragen.

Diese zusätzlichen Erträge können die Gesamtkosten des ETFs für den Anleger reduzieren.

Risiken:

Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Kontrahentenrisiko, also dem Risiko, dass der Entleiher die Wertpapiere nicht zurückgibt.

Dieses Risiko wird durch die Hinterlegung von Sicherheiten und regelmäßige Anpassungen dieser Sicherheiten minimiert.

Ertragsaufteilung und Transparenz:

Die Aufteilung der Erträge aus der Wertpapierleihe zwischen dem ETF und dem Anbieter variiert. Einige Anbieter geben einen höheren Anteil der Erträge an den ETF weiter.

Beispielsweise kann ein ETF-Anbieter 60% der Erträge aus der Wertpapierleihe an den ETF weitergeben und 40% als Gebühr für die Verwaltung und das Risikomanagement behalten.

Regulierung und Sicherheitsmaßnahmen:

Die Regulierung der Wertpapierleihe ist streng und zielt darauf ab, das Risiko für die Anleger zu minimieren.

ETFs, die Wertpapierleihe betreiben, müssen regelmäßig über ihre Aktivitäten berichten, einschließlich der Höhe der verliehenen Wertpapiere und der erhaltenen Sicherheiten.

Prozentsätze und Umfang:

Der Prozentsatz der verliehenen Wertpapiere variiert je nach ETF und Anbieter. Einige ETFs leihen bis zu 50% ihres Portfolios aus, andere weniger.

Der Anteil der Erträge aus der Wertpapierleihe, der dem ETF gutgeschrieben wird, kann ebenfalls variieren. Einige ETFs erhalten einen größeren Anteil der Erträge als andere.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wertpapierleihe bei ETFs eine gängige Praxis ist, die zusätzliche Erträge generieren kann. Die Risiken werden durch strenge Regulierung und Sicherheitsmaßnahmen minimiert. Die genauen Prozentsätze und die Aufteilung der Erträge variieren je nach ETF und Anbieter, was für Anleger ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl eines ETFs sein kann.

Tracking-Error bei ETFs: Physische vs. Synthetische Replikation

In diesem Abschnitt des Artikels werden wir den Tracking-Error bei ETFs untersuchen, insbesondere im Vergleich zwischen physisch und synthetisch replizierten ETFs.

Bedeutung des Tracking Errors

Der Tracking Error ist ein Maß für die Abweichung der Performance eines ETFs von seinem zugrunde liegenden Index. Ein niedriger Tracking Error bedeutet, dass der ETF die Performance des Index genauer nachbildet.

Physische vs. Synthetische Replikation

  • Physische Replikation: Diese ETFs halten die Wertpapiere des Index direkt. Sie sind transparenter und für Anleger oft leichter zu verstehen. Der Tracking Error kann aufgrund von Faktoren wie Rebalancing-Kosten und Dividendenbehandlung variieren.
  • Synthetische Replikation: Diese ETFs verwenden Derivate, um die Indexperformance nachzubilden. Sie können einen niedrigeren Tracking Error aufweisen, aber sie bringen zusätzliche Risiken mit sich, insbesondere das Gegenparteienrisiko.

Relevanz des Tracking Errors in der Praxis

  • Komplexität und Risiken: Der vermeintlich kleinere Tracking Error von synthetisch replizierten ETFs kann durch die Komplexität und zusätzliche Risiken, wie das Gegenparteienrisiko, in der Praxis weniger relevant sein.
  • Gesamtbetrachtung: Neben dem Tracking Error sind auch andere Faktoren wie Gesamtkosten, Dividendenbehandlung und steuerliche Aspekte für die Gesamtperformance eines ETFs entscheidend.
  • Marktbedingungen: In bestimmten Marktbedingungen kann der Tracking Error zwischen physischen und synthetischen ETFs variieren. In effizienten und liquiden Märkten kann der Tracking Error bei physischen ETFs sogar niedriger sein.
  • Anlagehorizont und -strategie: Für langfristige Anleger kann ein geringfügig höherer Tracking Error weniger relevant sein, wenn die langfristige Performance und Risikostruktur des ETFs ihren Anlagezielen entsprechen.

Zusammenfassung:

Seit Lehman Brothers hat sich einiges getan, insbesondere beim Thema synthetische Replikation. So wird werden heute Sichheiten bereitgestellt oder das Kontrahentenrisiko versichert. Nach wie vor gibt es Investitionen, die nur mit synthetischer Replikation getätigt werden können. Bei den Aktien-ETFs haben sich mittlerweile physische Replikationsmethoden durchgesetzt. Vereinfacht und anglisiert: Wo früher synthetisiert wurde, wird heute gesampled.

Dafür ist heute die Wertpapierleihe weit verbreitet. Scheinbar stark reguliert und überwacht, beschert sie doch den Fondsgesellschaften einkömmliche Erträge, da ein Teil der Leiheerträge einbehalten und nicht dem Fondvermögens gutgeschrieben werden müssen.

Beim Tracking-Error spätestens mussten wir aufgrund der Komplexität kürzen. Neben der Kosten der Replikation spielen hier weitere Komponenten eine Rolle, die nicht in der TER ausgewiesen werden müssen. Neben den Swap-Kosten bei “Synthies” sind es Handels-, Liefer- und Lagerkosten bei physischer Replikation und die Absicherungskosten bei einer allfälligen Währungsabsicherung.

Bei der Umsetzung der Asset Allocation sind neben der komplexen Auswahl der passenden Indices weitere Kriterien auf ebene des einzelnen Finanzinstruments zur berücksichtigen.

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